Ungewöhnliche Fledermausrufe


Klaus von der Heide


Am 2. September morgens um 05:15 MESZ wurden am Prüßsee in Güster zeitgleich mit zwei unabhängigen Rekordern ungewöhnliche Fledermausrufe registriert, die nachfolgend beschrieben werden. Die Spektrogramme der Rufe zeigen die typischen Parameter Startfrequenz ca. 120 kHz, Hauptfrequenz ca. 90 kHz, Endfrequenz ca. 80 kHz sowie ein Echo von der Wasseroberfläche:

Beobachtet wurden weingstens zwei Individuen. Es handelt sich also nicht um eine Abnormität. Eines der Individuen hat in folgendem Spektrogramm durchweg einen schnellen Doppelschlag wie tacktack tacktack tacktack, die Ruffrequenz des anderen ist deutlich niedriger (Echo von der See-Oberfläche).



Die Rufe erscheinen meist zeitlich nahe zu ungewöhnlich hochfrequenten Ortungsrufen der Mückenfledermaus (Startfrequenz 120 kHz, Haupfrequenz bis 67 kHz, Endfreqenz bis 62 kHz) :


Die ungewöhnlichen Rufe wurden auch am 3. und 4. September beobachtet. Einige der aufgenommenen Spektrogramme zeigen, dass Mückenfledermäuse offenbar den Ortungsruf nach zwei bis drei Millisekunden abbrechen können, was die ungewöhnlichen Rufe verursacht. Es handelt sich möglicherweise um Balzverhalten, denn immer gibt es zeitgleich Rufe eines Weibchens. Hier ein Beispiel wie sich die hohen Rufe aus normalen entwickeln bei gleichzeitiger Steigerung der Rufrate:

In unmittelbarer zeitlicher Nähe zu den beschriebenen Rufen gibt es etwa 13 ms lange Sozialrufe der Mückenfledermaus, die auch bei über 100 kHz starten:


Die Ortungsrufe weichen bisweilen deutlich von der üblichen Form ab:

Offenbar gibt es nicht nur die zwei Klassen von Fledermausrufen Ortung und Soziales, die sich wegen sehr differierender Aufgaben unterschiedlich entwickelt haben. Vielmehr können auch die Ortungsrufe Information für Sozialkontakte enthalten (oder einige Männchen erregen sich bei Anwesenheit von Weibchen derartig, dass sie selbst bei den lebensnotwendigen Ortungsrufen nur noch kieksen können).

Für eine Hörprobe wurde hier folgendes Signal der Länge 0.35 s ausgewählt. Es sind wenigstens vier Individuen zu hören.


Heterodyn um -100 kHz versetzt hört man nur die sehr scharfen Knackser

:

Erst bei Zeitdehnung um den Faktor 50 werden Details gut hörbar: